⁣In Visible Silence : : : Wohnen/Leben/Soziales 2 0 1 1


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Einmal vor Ort, im Gebäude, ist es für mich jedesmal so, als würden die Wände sprechen... Als wollten sie mir erzählen von den Bewohnern, wie sie hier damals gelebt haben. Womöglich war das Haus ein Ort für ein ganzes, langes Leben, oder Generationen gar? Während meine Kamera ihre Belichtungen abarbeitet, schaue ich mich um, schweife in Gedanken: Irgendjemand muss vor Zeiten die letzte Tapete angebracht haben. War diejenige Person alleine, oder packte die ganze Familie mit an? Hatte vielleicht jemand das Datum auf die Wand geschrieben? Oder wurden die Tapetenbahnen doch von einem Malermeister geklebt, den der letzte, schon schwer erkrankte Bewohner beauftragt hatte? Und klack! Die Belichtungsreihe für dieses Motiv ist fertig, ich bin wieder in der Gegenwart angekommen, die den Zustand vor dem Verlassen in den oft tristen Zimmern wiederspiegelte. Ich finde das nächste, schöne Motiv mit Gegenständen aus besseren Tagen. Und umso mehr ich mich umsehe, desto mehr erzählt mir der Ort von seiner Vergangenheit. Ganz besonders befremdlich ist es, wenn der Verlassene Ort sich inmitten lebhafter Umgebung befindet, und gelegentlich Geräusche der Zivilisation zu mir gelangen. Dann bekommt der Begriff Zeitkapsel seine Daseinsberechtigung. 

Es ist nicht mehr, es war.


Le Salon Bleu, 2022

Diese ehemalige Kneipe mit Metzgerei stammte aus den 1920er Jahren. Die Betreiber der Kneipe, Bauersleute aus dem Ort, waren im Verlaufe der 1960er Jahre nicht gewillt, die nötigen Sanierungsmaßnahmen für die Besuchertoiletten durchführen zu lassen. So schloss man kurzerhand die Kneipe.  Die letzte Bewohnerin verstarb Mitte der 1990er Jahre. Später wurde das Haus von einer Privatperson übernommen, und unter Beibehaltung der meisten Einrichtungsgegenstände wieder hergerichtet. 


Beim Duschtereg Jemp, 2022

Schon seit 2013 ist mir dieser Bauernhof bekannt. Es wird auch das Hai-Haus genannt. Ein Fotograf hatte den Alu-Hai nach seiner Foto-Session nicht mitgenommen, und so wohnte der künstliche Fisch schon seit über 10 Jahren im Haus. Die abblätternde Farbe im Hausflur war episch, das Anwesen noch immer in einem erstaunlich unbeschädigten Zustand, was die Einrichtung betraf.


Maison Greiveldinger Revisit, 2017

Dieses alte Bauernhaus gehörte zu einer meiner sehr früh besuchten Locations in 2011, und über die Jahre hatte es sich abseits des Wohngebiets trotz zahlloser Besucher bis heute relativ gut behaupten können. Einst führte die Anwohnerstraße bis an das Gebäude und die gegenüber liegenden Stallungen heran. Längst ist der Asphalt unter einer Humusschicht und jungen Bäumen verschwunden. Das Haus wirkte trotz seines Verfalls noch irgendwie gemütlich, es muss seinen Bewohnern wirklich einmal eine sehr gemütliche Atmosphäre geboten haben. Manches konnte man noch heute in verbliebenen Dokumenten nachlesen. Die massiven Eiche-Schränke im Haus werden wahrscheinlich noch den Einsturz des Gebäudes überstehen, denn mit einer Sanierung dürfte hier nicht mehr zu rechnen sein. Mittlerweile war ich drei Mal hier und entdeckte jedes Mal neues. Die Garage neben dem Wohnhaus überraschte mit abgestellten PKW.


BMW-Villa, 2016

Dieses Anwesen fristete ein ziemlich kaputtes Dasein, zugewachsen und einsam in einer Anwohner-Straße. Das Sahnehäubchen war ein in der Garage geparkter BMW, leider schon ziemlich vandaliert. Mich begeisterte vor allem der Verfall in der Villa. Etliche Decken stürzten vor langer Zeit in die Tiefe, und deshalb konnte auch nur noch das Erdgeschoss betreten werden. Hiergelang es mir, eines meiner Lieblings-Motive umzusetzen, nämlich aus der "Froschperspektive", von den Trümmern der kollabierten Decken in die "bodenlose" Höhe. Der Schnee sorgte für die bestmögliche Foto-Stimmung außen. Im Jahre 2023 gibt es erfreuliches zu berichten, denn das Gebäude wird tatsächlich neu hergerichtet.


In der Abgeschiedenheit eines unscheinbaren Dorfes stand das "Schloss des Bürgerkrieges", wie es von Fotografen benannt wurde. Diese Bezeichnung überzeugte mich spätestens, als ich die opulente Kanone im Herrenzimmer entdeckte. Daneben eine nahezu vollständige und prunkvolle Einrichtung des seit Jahrzehnten verlassenen Chateau's, die mich sprachlos machte. Doch es galt, sich vorsichtig zu bewegen. Teile des Gebäudes stürzten schon vor Zeiten in sich zusammen, eine Flur-Wand stand anscheinend fünf Minuten vor dem Kollaps... Chateau Secession gehörte zu den beeindruckendsden Orten, die ich je besuchte. Jedoch wollte das Schicksal die Geschichte von Chateau Secession nicht fortführen. Ein gewaltiger Großbrand im Jahre 2018 führte zum vollständigen Kollaps des gesamten Anwesens.


Wusstest Du, dass...

... du ganz offiziell und legal großartige, verlassene Orte erkunden kannst? Wer ohne schlechtes Gewissen, aber mit aller Unterstützung spezielle, verlassene Orte erkunden möchte, kann sich über Anbieter wie Go2Know, shootingplace.de oder urbexplorer.com diverse Objekte aussuchen, buchen und besuchen. Das besondere gegenüber nicht offiziellen Erkundungen ist nicht nur das stressfreie Fotografieren. Orte, die man legal besucht, haben fast immer eine Kamera- und 24/7 Security-Überwachung. Das macht die offizielle Erkundungen insofern lohnenswert, denn anders kann man nicht an Fotos der Location gelangen.  

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